Fantastic Four 1 und Fantastic Four 2 – an Heiligabend Macht Pro7 dieses Mal alles richtig?

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In der Vergangenheit haben wir mehrfach darüber berichtet, dass Pro7 dazu neigt, die Reihenfolge berühmter Filmreihen zu durchbrechen. Häufig wird der neuere Teil zuerst gesendet. Im Anschluss folgt dann der ältere Teil. Dabei ist es dem Sender egal, dass die Handlung chronologisch angeschaut werden muss, weil sie von Autor, Regisseur und dem ganzen Team so entworfen wurde. Wir berichteten hier und hier.
Ich persönlich empfinde es als ignorant die neueren Teile zuerst auszustrahlen, also Spider-Man 3 vor Spider-Man 2. Ganz klar hat das einen wirtschaftlichen Hintergrund, weil man für den neueren Film besser zahlende Werbepartner findet. Ich verstehe schon. So ist es nicht. Dennoch finde ich es für den Zustand des aktuellen Fernsehens bezeichnend. Kommerz geht vor Unterhaltung.
Und dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die Kunden des Privatfernsehens nicht die Zuschauer sind, sondern die Werbepartner. Diese Stationen existieren nicht, weil sie uns unterhalten wollen, sondern weil sie uns Werbung vorsetzen müssen, um im harten Kampf an der Wirtschaftsfront mit Gewinn zu bestehen. Ich hab mir diesen Kampf nicht herausgesucht. Sie haben so gewählt.
Nur schade, dass dabei noch die Zuschauer im Spiel sind. Gewissermaßen als Produkt, das man den Werbepartnern verkauft. Man muss ja nicht mitmachen, es gibt ja DVDs, Blurays usw.

In diesem Zusammenhang ist es löblich, dass Pro7 am 24.12. um 20:15 „The Fantastic Four 1“ zeigt, um im Anschluss „The Fantastic Four 2“ zu senden. Wahnsinn! Lest ihr hier mit? Oder wie kamt ihr auf diese crazy Idee. Der erste Teil kommt vor dem zweiten… Ich bin gerührt!

Ein Wehrmutstropfen bleibt. Seid ihr in München sicher, dass das genau das richtige für Heiligabend ist? Welche Werbeblöcke dürfen wir erwarten? Werbung für Gänsebraten? Fondue-Besteck? Maggis Kochstudio mit Würstchen und Kartoffelsalat? Ihr müsst ja nicht die „Letzte Versuchung Christi“ zeigen, aber die „Fantastic Four“ passen wirklich nicht zu Weihnachten. Und nicht falsch verstehen: Es gab schon Karfreitage, an denen „Rambo 3“ lief, und es geht mir nicht um religiöse Gefühle.
Mir geht es viel eher darum, dass ihr nicht versteht, was euer Publikum – ganz gleich, ob ihr es als eure Produkt oder die Idioten, die ihr verarschen wollt betrachtet – sehen möchte.
Denn irgendwann werdet ihr Werbeblöcke senden – und keiner schaut mehr hin.

Tatort Murot – Tatort umstritten – Tatort verrissen

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Die ersten beiden Folgen von Murot hab ich verpasst. Insofern war dies gestern Abend eine Premiere für mich. Alles was ich über Murot wusste, war die Geschichte mit dem Hirntumor. Davon ist er seit gestern Abend spätestens geheilt – aber ich wusste nun nichts mehr über die Figur…

Bild.de empfahl den Tatort, Spiegel.de warnte vor dem Einschalten. Ich freute mich auf einen Tatort, der mit Sicherheit kontrovers bei Twitter diskutiert werden würde.

Hier meine Favoriten:

Und Frank Weissberg bringt es auf den Punkt:

Meine Screentime:
90% Twitter, 10% TV

Gewinner:
Second Screen

Nachruf auf Chris Howland

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Lieber Christopher Howland,

Du bist nun bei Paulchen Kuhn, Hans Rosenthal, Hans-Joachim Kuhlenkampf und all den anderen Showstars der Sechziger und Siebziger Jahre. Wir werden Dich schmerzlich vermissen.
Du warst schon ein Star, bevor das Fernsehen richtig laufen konnte. Du stammst aus einer Zeit, als die Deutschen sich weltmännisch fühlen wollten, wenn sie gemütlich auf dem Sofa Platz genommen hatten. Das schönste in dieser Zeit war, wenn ein Engländer Musik anmoderierte oder sonstige Europäer plötzlich Schlager sangen. Ein fremder Akzent machte noch keinen Star, reichte aber aus, um gehört zu werden.
Deine Karriere begann in der Nachkriegszeit, als Du 1946 im besetzten Hamburg als Sprecher beim Radiosender der Britischen Armee anheuertest. Schnell wurdest Du beliebt, weil Du Humor und Popmusik zu Deinen Hörer brachtest. Beides kannten sie damals nicht. Durch Dich haben unzählige Deutsche, den Rock’n’Roll kennengelernt.
Ein Mann wie Du musste zum Fernsehen. Und auch hier leistetest Du Pionierarbeit. „Musik aus Studio B“ und „Vorsicht Kamera“ sind dank Dir ein Teil der TV-Geschichte. Leider zerbrach Deine Zusammenarbeit mit Harald Vock, dem Macher von „Studio B“. Nach einem Streit hast Du die Sendung verlassen, und er zerstörte all Deine Bänder. Was für ein Frevel, ein Stück Fernsehgeschichte einfach so zu löschen. Shame on you, Mr. Vock! Er wollte Dich auslöschen und die Erinnerung an Dich. Geschafft hat er das jedoch nicht.
Mit „Vorsicht Kamera“ brachtest Du etwas Anarcho-Humor in die bitterernste, deutsche Fernsehlandschaft. Doch was heute fast beschaulich und sogar naiv wirkt, entzündete damals einen politischen Skandal. In Bonn ließ man Dich verbieten, weil Du die Bevölkerung vorführtest! Dabei hast Du nur eine Isetta umgebaut, so dass sie an der Tankstelle 120 Liter fasste! Bei vielen Sendungen würde ich mir wünschen, die Politik würde sie verbieten, weil dort ganz besonders die Menschen vorgeführt werden. Aber es hat Dich getroffen und nicht die Talkshowmoderatoren der Neunziger…
Ich habe Paul Kuhn vor wenigen Wochen ein Bier aufs Klavier gestellt. Heute lege ich zu Deinen Ehren mal wieder eine Schallplatte auf.

Wie war der Tatort Stuttgart mit dem Mann, wo meine Schwester bumsen tut?

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In den letzten Wochen haben mich, mit wenigen Ausnahmen, die meisten Tatorte enttäuscht. Sie haben mich entweder kalt gelassen, war zu verwirrend oder einfach irgendwie kitschig. Gestern Abend habe ich daher keine große Hoffnung in den Tatort aus Stuttgart gelegt.
Zu Beginn das Tatorts sah ich mich eigentlich bestätigt. Besonders unangenehm stießen mir die holprigen und pathetischen Dialoge auf, was ich von Autor Wolfgang Stauch bislang nicht kannte. „Sie kümmern sich um die Toten, ich um die Lebenden“ war eines der Beispiele, die ich persönlich zu kitschig fand. Er klingt nach 19. Jahrhundert oder noch älter. Auf der anderen Seite versuchte man sich in Jugendsprache. „Mann, wo meine Schwester bumsen tut.“ Herrje!!! Grammatikalisch wäre es ja astreines Schwäbisches, wenn man es als solches aussprechen täte. Also was jetzt? Ghetto? Oder Schwäbisches?? Oder beides? Mir wäre hier jede Variante lieber gewesen, nur nicht die, für die sich die Macher entschieden hatten.
Doch wenn man diese Phase überstanden hatte, wurde man belohnt. Während viele der anderen Tatorte geraden damit beschäftigt sind, altbekannte Erzählstrukturen aufzubrechen, kam der gestrige Tatort Stuttgart als klassischer Sonntagsrkimi daher. Und das hat Seltenheitswert – mittlerweile.
Wenn man sich durch die ersten 30 Minuten gekämpfte hatte, entwickelte sich „Happy Birthday, Sarah“ zu einem spannungsgeladenen Krimi mit einer Bemerkenswerten Titelfigur. Schauspielerin Ruby O. Fee spielte überzeugend und mitreißend.
Wasserdicht ist der Krimi allerdings nicht zu 100%. Einige Fährten verlaufen im Laufe der Handlung im Nichts und werden nicht weiter aufgegriffen. Das ist in sofern schade, als dass es sich – wie gesagt – um einen konventionellen Krimi handelte. Kurzweilige Unterhaltung bot der Tatort jedoch auf jeden Fall. Für mich war es sogar einer der besten im 2. Halbjahr.